Montag, 4. August 2008

Kreative Ernährung

Seit mehr als 15 Jahren bin ich Vegetarier. Immer wieder kommt es vor, dass ich gefragt werde, ob es mir nicht schwer fällt, auf Fleisch zu verzichten. Aber für mich ist es überhaupt kein Verzicht, kein Fleisch zu essen.

Das Geheimnis liegt darin, dass ich seit dem Beginn meiner jetzigen Ernährungsweise mit viel Spaß herumexperimentiert habe, um eine möglichst abwechselungsreiche, sinnliche und gleichzeitig gesunde Essweise zu entwickeln. Meine Idee war von Anfang an, meine Umstellung auf vegetarische Kost mit höherem Genuss zu verbinden.

So ist nach und nach meine ganz persönliche Küche entstanden. Gleichzeitig war das ein starker Anreiz für meine Kreativität. Wenn ich mit Begeisterung an eine Sache herangehe und meinen Eingebungen folge, dann ist das Ergebnis meistens sehr befriedigend.

Neben der Kreativität ist Aufmerksamkeit wichtig. Beim Kochen bedeutet das, den eigenen Geschmacks- und Geruchsinn zu verfeinern, zu lernen auch kleine Details herauszuschmecken.

Aufmerksamkeit und Kreativität, das ist es, was man braucht um einen eigenen Stil zu finden - egal ob beim Kochen oder beim Malen. Meinen Malstil kann man auf meiner Website sehen. Und mein Kochstil? Ich arbeite sehr viel mit Nüssen, Nussmußen, Sesamsamen, Sonnenblumen- und Kürbiskernen (geröstet besonders zu empfehlen), dazu viele frische Kräuter, das Gemüse am liebsten Bio, weil der Geschmack voller ist.

Im kreativen Prozess bedeutet Verzicht nicht Verlust: Abstrakte Maleri entfaltet ihre Kraft ohne Bezug zu erkennbaren Gegenständen, die wunderschönen arabischen Ornamente wären vielleicht nicht entstanden ohne das islamlische Verbot der bildlichen Darstellung, der besondere Charakter einer Tonleiter ergibt sich gerade daraus, dass manche Halbtonschritte ausgeschlossen sind, Gedichte werden oft erst durch die engen Schranken der Form (Versmaß und Reim) schön - und eine sinnlich aufregende Küche kommt problemlos ohne Fleisch aus.

Es gibt natürlich auch viele Vernunftgründe, die für eine vegetarische Ernährung sprechen, z.B. dass man dabei viel weniger Ressourcen verbraucht. Aber wenn man aus Vernunft auf Dinge verzichtet, die man eigentlich gerne tun würde, dann kann es sein, dass man verbittert. Seine Sinne aber zu dem zu verführen, was man für besser hält, das steigert die Lust am Leben.

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