Donnerstag, 31. Juli 2008

Begegnungen

1.

Das Teatro Paracultural in Buenos Aires war ein großer Saal, der wohl schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Und bewegtere. Früher, in den Zeiten der Militärdiktatur gab es hier subversives Theater. Jetzt wurde hier vor allem Tango getanzt. Es ging weniger förmlich zu als in den traditionellen Ballsälen, wo ein betagtes Publikum mit strengen Blicken die Schritte der Tanzenden musterte. Hier war noch eine Spur von Underground. Wenn es regnete tropfte Wasser durch das Dach und Omar, der hier auch wohnte und der das Programm organisierte, stellte dann Wannen auf, um die Überschwemmung in Grenzen zu halten. Nach hinten zu gab es eine Treppe. Dort begann der privatere Teil, eine Küche, eine große Terrasse. Wir hatten uns mit Omar angefreundet und hier saßen wir manchmal und aßen zusammen oder tranken Mate und plauderten.

Im Saal hingen auch ein paar großformatige Bilder, schlecht beleuchtet und, wie mir schien auch nicht besonders beachtet, aber sie brachten mich auf die Idee und Omar war auch sofort begeistert, als ich ihm vorschlug, hier eine Ausstellung zu machen. Ich hatte keine Bilder mit nach Argentinien genommen, wir waren ja eigentlich nur gekommen um Tango und Spanisch zu lernen. Jetzt musste ich also erst einmal intensiv malen. Martina ertrug es, dass unser gemeinsames Zimmer bald voll mit meinen Arbeiten und nur noch am äußersten Rand begehbar war, und nach ein paar Wochen hatte ich genug gemalt, um die verfügbaren Flächen im Paracultural zu füllen.

Nach der Ausstellung ließ ich ein sehr großes Bild hängen. So konnte ich dem Ort etwas zurückgeben, der mich in seinen Bann gezogen hatte und wo ich so viele Nächte bis zur Morgendämmerung durchgetanzt hatte. Das war 1995. Kurz danach ging ich zurück nach Deutschland. Zwei Jahre später, als ich wieder g in Buenos Aires war, hing das Bild noch. Ich weiß nicht, was danach daraus geworden ist, ob es noch weitere Regenfälle überstanden hat. Das Teatro Paracultural selbst wurde schließlich eines Tages wegen Baufälligkeit geschlossen. Irgendwann wurde dann an einem anderen Ort ein neuer Laden unter dem gleichen Namen eröffnet. Aber das war dann nicht mehr dort in der Calle Chacabuco, wo die Geschichte angefangen hat, die ich hier erzähle.


2.

Osvaldo Rosendo, ein argentinischer Maler, war schon über 70 Jahre alt, als ich ihn kennen lernte. Er war der Lebensgefährte von Elsa unserer Spanischlehrerin. Da unser Unterricht in der gemeinsamen Wohnung der beiden stattfand, die auch sein Atelier war, konnte ich immer sehen, woran er gerade arbeitete. Seine Bilder waren teils abstrakt, oft mit einem starken Bezug zum vorkolumbianischen Amerika, er liebte es, mit unterschiedlichen Materialien zu experimentieren. Ich mochte seine Malerei sehr, aber es sollte noch eine Weile dauern, bis wir Freunde wurden. Wahrscheinlich wären wir uns ohne meine Ausstellung im Paracultural gar nicht so nahe gekommen oder zumindest ohne die Bilder, die ich für diese Ausstellung gemalt hatte.

Als ich nach Deutschland zurückging, hatte ich mich entschlossen, meine Arbeiten an dem Ort zu lassen, wo sie entstanden waren, also in Argentinien. Osvaldo organisierte dann eines Tages für mich eine Ausstellung in einem kleinen, netten Café, im Café La Comuna im Stadtteil Palermo. So kam ich anderthalb Jahre nach meinem Abschied zurück nach Buenos Aires. Und dann saßen wir oft zusammen, Osvaldo, Elsa und ich, wir sprachen viel über Kunst, über Kreativität und darüber, was wir zusammen machen könnten. Wir könnten zusammen ein internationales Netzwerk von Künstlern aufbauen, denn so wie die Kunst uns zusammen gebracht hatte und uns ein Gefühl von besonderer Nähe gab, trotz aller Kultur- und Altersunterschiede, so könnte uns die Malerei möglicherweise auch mit anderen verbinden, mit denen wir vielleicht nicht einmal eine gemeinsame Sprache hatten.
Wir waren vielleicht zu zögerlich. Andere Projekte kamen dazwischen, dann Osvaldos Krankheit und schließlich sein Tod. Aber seit unserer Begegnung suche ich immer wieder nach solchen Momenten intensiver Kommunikation durch Kunst, wo auch immer auf der Welt ich bin. Dieses plötzliche Verstehen ...


3.

Für andere ist es vielleicht eher der Fußball. Auch darüber kann man sich mit Fremden verbunden fühlen. Auch wenn ich persönlich glaube, dass das mit der Kunst tiefer geht. Aber ohne den Fußball hätte ich wahrscheinlich nie in Valladolid ausgestellt. Genauer gesagt ohne den FC St. Pauli. Eines Tages rief uns nämlich eine Freundin von Martina an, die wir noch aus Unizeiten kannten und die dann nach Spanien, eben nach Valladolid gegangen war. Freunde von ihr hatten dort einen St. Pauli Fanclub mit dem Namen El Grano gegründet. St. Pauli war zwar von der Spielstärke her keiner der spektakulären Vereine, dafür waren aber die Fans für ihre Feierstimmung bekannt, vor allem aber setzte St. Pauli auf kulturelle Vielfalt und gegen Ausländerfeinlichkeit. Das war eine Besonderheit, die auch in Spanien Bewunderer fand – und die wollten natürlich mal live bei einem Spiel ihres Clubs dabei sein und suchten Unterkunft in Hamburg, am besten bei Leuten, die Spanisch sprachen. So kamen sie dann schließlich zu uns.

Einer von ihnen war Fernando, der mit einem Freund zusammen eine Bar betrieb, in der es auch regelmäßige Ausstellungen gab. Wir waren uns schnell einig, dass ich dort meine Bilder zeigen würde und ein paar Monate später reiste ich für sechs Wochen nach Spanien und war in dieser Zeit Stammgast in der Bar Morgan, direkt im Zentrum bei der Antigua, dem Wahrzeichen der Stadt.

Einmal hatte ich dort eine Diskussion mit einem Maler, warum ich meine Bilder in einer Kneipe ausstellte und nicht in einer Galerie. Das hier sei ein Ort, wo die Leute hinkämen, um sich zu amüsieren, das sei ein schlechter Ort für Kunst. Aber ich fand es gerade schön, ein Publikum zu erreichen, das zum Teil nicht in Galerien geht und mich mit fremden Menschen in einer fremden Stadt ein paar Wochen lang über Kunst – und natürlich auch über vieles andere zu unterhalten.


4.

Im Sommer 2003 gingen Martina und ich für fünf Jahre nach Peking. Am Anfang versuchten wir, den Kontakt mit anderen Ausländern und besonders mit Deutschen zu vermeiden. Wir wollten in das chinesische Leben eintauchen möglichst schnell die Sprache lernen und zu viel Bindung an Vertrautes schien uns dabei hinderlich

Dass wir aber schließlich doch viel mit Ausländern zu tun hatten, hat mehrere Gründe. Zum einen fiel uns die chinesische Sprache schwerer, als wir vorher gedacht hatten und es dauerte Jahre, bis wir in Gesprächen wirklich in die Tiefe gehen konnten. Zum anderen spielt sich das Leben vieler Chinesen im Rahmen von oft sehr geschlossenen Beziehungsgeflechten ab. Das macht es Fremden in China schwer, Freunde zu finden. Wer aber in ein anderes Land geht, braucht Kontakte. So fanden wir Freunde aus so unterschiedlichen Ländern wie Ecuador, Australien, der Türkei und den USA. Unsere gemeinsame Erfahrung, nicht wirklich dazu zu gehören, erzeugte ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. In unserem Alltag nahm das Wort „wir“ eine beinahe globale Bedeutung an. Wir Aliens. Ich bin gerne Ausländer.

Seit kurzem war es auch für Ausländer möglich, sich einfach irgendwo in der Stadt einzumieten und nicht nur in bestimmten Wohnanlagen. Und auch Visaprobleme ließen sich immer irgendwie regeln. Das zog Menschen aus der ganzen Welt an, die auf der Suchen nach sich selbst oder nach dem ganz anderen, nach Erfolg oder nach Abenteuern mehr oder minder zufällig in Peking gelandet waren. Ein buntes Volk mit bunten Lebensläufen. Das waren Leute, die uns interessierten.

Im Laufe der Zeit wuchs aber auch unser chinesischer Freundes- und Bekanntenkreis. Mehr und mehr wurde uns klar, dass wir in zwei Welten lebten, einer chinesischen und einer internationalen, und zwischen diesen Welten gab es oft keine Brücke.

Die Gelbe Brücke (Yellow Bridge) war ein Versuch, das zu ändern. Das war der Name der Künstlergruppe, die wie gründeten, wir, das heißt, Pekinger Künstlerinnen und Künstler chinesischer, deutscher, italienischer und amerikanischer Herkunft. Wir hatten keinen gemeinsamen Stil. Wir hatten nicht einmal eine gemeinsame Sprache, einige ausländische Mitglieder konnten kein Chinesisch, einige chinesische kein Englisch. Konnte die Kunst unsere gemeinsame Sprache sein?

Obwohl wir kaum zu einer richtigen Gruppe zusammen wuchsen, war die Gelbe Brücke für mich eine unschätzbare Bereicherung. Wir waren zu heterogen, um ein Ganzes zu sein. Wir waren eher ein Netz, das die Begegnung der einzelnen Mitglieder untereinander förderte. Es gab auch heftige Konflikte, aber die Konfliktlinien verliefen nicht entlang der kulturellen Identitäten, sondern quer dazu. Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Szenen innerhalb der chinesischen Kunst spiegelten sich auch in unserer Gruppe. Überhaupt empfand ich unsere Gruppe nicht so sehr als Zusammenschluss von Künstlern unterschiedlicher Nationalitäten, sondern als Zusammenschluss von Individuen. Ich bin mir sicher: Wenn ein Außenstehender Bilder der einzelnen Mitglieder der Gruppe sehen würde, ohne zu wissen, was von wem ist und er sollte dann die Bilder nach der Herkunft der Künstler ordnen, die Trefferquote wäre nicht sehr hoch. Die Unterschiede zwischen einzelnen Personen sind in der gegenwärtigen Kunst größer als die zwischen den Kulturen.


5.

Im Osten von Peking gibt es ein Dorf mit dem Namen Songzhuang. In den Neunziger Jahren siedelten sich hier ein paar Künstler an, weil es ein paar leer stehende Hallen gab und die Mieten extrem niedrig waren. Mit der Zeit kamen dann immer mehr Künstler, wieviel es heute sind ,weiß wahrscheinlich niemand so genau. Ich habe sehr unterschiedliche Zahlen gehört, zwei-, drei-, gar viertausend. Mittlerweile gibt es in Songzhuang etliche Galerien und Museen, Sammler aus der ganzen Welt kommen hierher und die Mieten sind längst gestiegen. Einige im Dorf sind inzwischen sehr erfolgreich, für viele aber ist es sehr schwer, mit ihrer Kunst Geld zu verdienen.

Im November 2007 gab es in Songzhuang ein Festival und unsere Gruppe war in diesem Rahmen zu einer Multimedia-Präsentation unserer einzelnen Mitglieder im Sunshine-Museum eingeladen. Das Publikum bestand zum großen Teil aus einheimischen Künstlern. Abends saßen wir in einem Restaurant in Zongzhuang in großer Runde zusammen und feierten. Ich wurde von vielen auf die Arbeiten angesprochen, die ich gezeigt hatte. Schließlich zogen wir von einem Atelier ins andere, bis spät in die Nacht.

Am meisten beeindruckte mich dabei die Malerei von Yu Fu, einem Künstler aus Songzhuang, der kurz zuvor auch Mitglied unserer Gruppe geworden war. Da war es plötzlich wieder, dieses Gefühl von Nähe. Bei dem Versuch, das in Worten auszudrücken, was wir bei seinen Bildern empfanden, gab es so viele Überschneidungen ... Das Mit- und Gegeneinander der Farben, das Verhältnis von Fülle und Leere, der Schwung klarer Linien im Kontrast zu verschwimmenden Formen. Man braucht nicht die gleiche kulturelle Prägung, um das ähnlich wahrzunehmen. Malerei – insbesondere abstrakte Malerei – ist universell.


6.

Mit Zhao Yiyang, einem anderen Mitglied unserer Künstlergruppe war ich schon lange vor der Gründung der Gelben Brücke befreundet. So wie ich nach China gekommen war, um eine andere Kultur zu erfahren, so wollte er nach Deutschland. Als wir uns kennen lernten war er Anfang Zwanzig und hatte vor Kurzem ein Design-Studium abgeschlossen. Er hatte schon während seiner Uni-Zeit eine erfolgreiche Firma aufgebaut, aus der er sich mittlerweile aber weitgehend zurückgezogen hatte, nachdem die Arbeit dort zur Routine geworden war. Er wollte neue Erfahrungen machen und dazu wollte er an einer Kunsthochschule in Deutschland studieren.

Er half mir eine Keramikfabrik in Tangshan zu finden, wo ich Keramikfliesen nach meinen Entwürfen herstellen lassen konnte, er half mir einen Katalog mit meinen Arbeiten zu drucken und ich half ihm, sein Deutsch zu verbessern. Aber die gegenseitige Hilfe war nicht der Grund, sondern die Folge unserer Freundschaft. Es war die gegenseitige Wertschätzung unserer künstlerischen Arbeit und unsere verblüffend ähnliche Sichtweise in vielen ästhetischen Fragen, die uns einander näher gebracht hatte.

Ich besitze von ihm ein Poster auf dem musizierende Barockengel zu sehen sind, die er aus einem europäischen Bild in eine neue Umgebung versetzt hat, inmitten ätherisch tanzender buddhistischer Engel aus den Wandgemälden der Dunhuang-Grotten in Westchina. Das Poster gehört zu einem Zyklus mit dem Titel „interkulturelle Kommunikation“. Die europäischen Engel wirken erstaunt, vielleicht sogar ein wenig erschrocken, so, als würde ihnen zum ersten Male aufgehen, dass andere Kulturen andere Engel haben – und dass da große Unterschiede bestehen.

Ich will nicht bestreiten, dass es kulturelle Unterschiede gibt. Im Gegenteil. Meine Zeit in China hat mich gelehrt, dass diese Unterschiede enorm sind und dass sich dies in allen Lebensbereichen niederschlägt. Aber es ist trotzdem eine Tatsache, dass ich überall auf der Welt Menschen finden kann, die mir in vieler Hinsicht näher und ähnlicher sind als die meisten meiner eigenen Landsleute und selbst als meine Verwandten.


7.

Dass ich nach Indonesien kam, ist eigentlich Zufall. Diese Geschichte beginnt in Hongkong. Während einer Reise mit Martina im Süden Chinas waren wir dort für ein paar Tage. Wir waren ziemlich viel herumgelaufen, als wir an einer Bar vorbeikamen, wo ein paar Tische draußen standen. Wir beschlossen uns dort ein bisschen auszuruhen und bestellten einen Cappuchino. Der Pächter der Bar war Carlos, ein Kolumbianer. Als er hörte, dass wir Deutsche waren, setzte er sich zu uns an den Tisch. Er sei einmal in Deutschland gewesen, zur Bio-Messe in Nürnberg, er betreibe nämlich auch Handel mit Bio-Produkten und in diesem Bereich sei Deutschland einfach sehr weit. Deutschland habe ihm sehr gefallen. Woher wir denn kommen, ah, Peking, sehr interessant, und was wir denn machen. Ich erzählte von meiner Kunst, er wollte sehen, was genau ich machte und so gab ich ihm die Adresse meiner Internetseite.

Ein paar Tage später gingen wir wieder in die Bar von Carlos. Er hatte sich meine Website angeschaut und fand das alles sehr interessant. Ein Freund von ihm in Indonesien, Rangga sei Architekt, dem würde mein Design für Fliesen bestimmt auch gefallen. Er könne mir ja mal seine E-Mail Adresse geben.


8.

Ein halbes Jahr später reiste ich dann nach Indonesien, nach Bali, um Rangga zu treffen.

Bevor ich ihn traf wollte ich aber schon einmal auf eigene Faust herausfinden, ob sich auf Bali neue Möglichkeiten ergeben könnten, meine Fliesen-Entwürfe zu verwirklichen, z.B. als Steinschnitzereien.

Zum Glück sprechen sehr viele Leute auf Bali Englisch. Die paar Brocken Indonesisch, die ich mir vor der Reise angeeignet hatte, wären nicht genug gewesen. So aber konnte ich mich einfach herumtreiben lassen, durch Dörfer wandern und wenn ich mit Leuten ins Gespräch kam, setzte ich mich oft zu ihnen, ein Schwätzchen hier, ein Schwätzchen dort. Ich hatte einen Katalog mit meinen Arbeiten dabei, den ich bei jeder Gelegenheit herumzeigte. Ich hatte nämlich gemerkt, dass ich dadurch die Situation völlig verändern konnte.
Als Fremder in einem anderen Land sollte man nicht damit rechnen, gleich als individuelle Person gesehen zu werden. Die meisten Menschen sind gewohnt, Angehörige anderer Kulturen erst einmal als Vertreter ihrer Gruppe zu betrachten. So bin ich erst einmal Tourist, Westler, Deutscher und alle Stereotype – positive wie negative – die die Leute dazu im Kopf haben, prägen die Art und Weise, wie sie mich sehen. Das ist nicht böse gemeint und es nützt auch nichts, mich darüber aufzuregen, es hilft genauso wenig weiter, wie wenn man sich über das Wetter aufregt. Die Frage ist aber, wie lange es dauert, bis ich mich in den Augen der anderen in ein Wesen mit eigenen Zügen verwandle und inwieweit ich das selber beeinflussen kann.

Jemand fragt mich, was ich auf Bali mache. Ich sage, dass ich hauptsächlich Urlaub mache, aber daneben auch ein bisschen Business. Was für ein Business? Ich erkläre, dass ich auf der Suche nach Handwerkern bin, die etwas für mich herstellen können. Und dann zeige ich meinen Katalog. Ich suche jemanden, der dieses Muster in Stein schnitzen kann. Die Leute beginnen zu blättern und während sie blättern ist es richtig spürbar, wie sich etwas verändert. Ich habe mich in ein Individuum verwandelt, in die Person, die hinter dieser Art von Kunst steht. Der Funke ist übergesprungen. Das Gespräch fließt jetzt in andere Bahnen, wird vertrauter, persönlicher. Ich bin süchtig nach solchen Momenten.

Natürlich geht das nicht überall gleich gut. Auf Bali gibt es eine lange Tradition ästhetischer Gestaltung. Dass hier ein ausgeprägtes Gefühl für Farben und Formen existiert und kultiviert wird, das kann man praktisch an jeder Ecke sehen. Da hat man es als Künstler leichter, verstanden zu werden. So gestaltete sich mein Aufenthalt auf Bali zu einer Zeit intensiver Kommunikation. Natürlich fand ich Handwerker, die meine Entwürfe umsetzten. Und als ich schließlich Rangga traf, hatte ich bereits einen Rucksack voller Muster.


9.

Kunst ist Kommunikation. Kommunikation worüber? Wenn das so einfach zu sagen wäre, dann bräuchte man keine Kunst. Kunst erlaubt den Zugang zu etwas, das von den Worten nicht erfasst wird. Das gilt nicht nur für abstrakte Kunst. Aber abstrakte Kunst ist eine Kunst, die alles weglässt, was davon ablenken könnte. Mir ermöglicht sie, Brücken zu anderen Menschen zu schlagen, zu Menschen, die ich mit meinen Worten vielleicht nicht erreichen könnte.

Freilich waren bei den Begegnungen, die ich oben geschildert habe, immer auch Worte im Spiel. Wenn ich die Kommunikation jenseits der Worte betone, so will ich damit die Worte nicht abwerten. Auch sie können Begegnungen wunderbar machen. Doch davon vielleicht ein anderes Mal.

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